Der Film war einer meiner Favoriten, nicht für den Publikumspreis oder den der Jury, dafür schien er mir zu kurz und zu experimentell, aber für den Brickfilmerpreis. Wie Mario schon schreibt schafft er es, ein ernstes Thema zu behandeln, ohne es der Lächerlichkeit preiszugeben. Und das schafft er, indem er auf sehr clevere Art und Weise mit dem Wechselspiel zwischen unserer Realität und der Realität der Minifigs umgeht.
Machen wir uns nichts vor: Wir haben uns zwar an Minifigs gewöhnt, aber auf normale Leute wirken sie putzig, immer, und auch dann, wenn sie ernste Gesichter tragen. Der Film zeigt sie an zwei Stellen offenbar bewusst nicht: während der Flucht im Scheinwerferlicht und als der Schuss fällt.
Im Scheinwerferlicht sehen wir stattdessen Realfilm, der so stark und dabei stilecht verfremdet ist, dass er nicht stört oder seinerseits komisch wirkt. Lego ist normalerweise ja nicht einfach ein Abbild der Realität mit geringer Auflösung, vielmehr handelt es sich um eine spezifische Art der Abstraktion, die bestimmte Eigenschaften der Menschen und Gegenstände gezielt beibehält, andere ignoriert, naturgemäß auf sehr kindgerechte Art. In der Mosaikszene werden Eigenschaften dagegen rein nach Größe aussortiert. Das Ergebnis ist uns auf eigenartige Weise fremder als die Minifigs - wohl kaum jemand wird sich mit den Schemen die man dort sieht identifizieren -, andererseits ist es Realfilm. Wir merken plötzlich, dass das was dort dargestellt wird Realität war und ist. Die Figuren werden nicht etwa gleich auf einer Lego-Banane ausrutschen, ihnen wird etwas wichtiges und reales passieren.
Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr habe ich den Eindruck, dass mich Brixhouses Beitrag "Made in two days" vom letzten Jahr unbewusst zu den Film-im-Film-Szenen in "Remake" inspiriert hat. Der Film hat damals schon eine Menge Eindruck auf mich gemacht, obwohl ich ihn nicht verstanden hatte. Aber ich hatte plötzlich das Gefühl, dass wir fast alle noch viel zu sehr der Filmsprache von Hollywood-Filmen hinterherlaufen, wo die Zukunft des Brickfilms eigentlich auch ganz woanders liegen könnte und es doch in der Filmwelt noch so viel mehr gibt. Genau solche Experimente brauchen wir noch viel mehr. Rübermachen ist wieder so eines.
Zu der "Mogelei" mit den Steinen: ich hatte ja nach der Steinerei gesagt, dass Michel Gondry in seinem Video ebenfalls so vorgegangen ist, dass er nur Teile tatsächlich mit Lego animiert hat. Hier kann man sich das Making-Of ansehen:
http://de.youtube.com/watch?v=JzebYFxuB-A
Am Anfang (0:42) wird gesagt, dass Teile am Computer entstanden sind, aber zu sehen ist immer nur, wie sie auch die flächigen Teile aus Lego bauen. Ich bin mir jetzt nicht mehr so sicher.
Mirko