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von mert » 13.10.2004, 12:45
Auf brickfilms.com (und auch in der Presse!) ist ja schon hinlänglich und zu Recht dargestellt worden, wie gut der Film ist. Dem muß ich mich grundsätzlich anschließen. Die Musik, der Sprecher, Kamerafahrten wie die vom zerschmetterten Skelett den Turm hinauf - das ist alles grandios.
Aber gerade deshalb will ich Euch auch ein paar Kritikpunkte zumuten:
1. Der Wassersound des Brunnens
Dieser Abstecher in naturalistisches Tondesign stört total, weil der sonstige Sound des Films nur aus Musikuntermalung und Rezitation des Gedichts besteht. Wenn man den Brunnen hört, dann muß man auch alles andere hören: Schritte der Figuren, Wind, Wegbuddeln der Erde, Hämmern mit Knochen, Klopfen an die Torflügel, Quietschen der Torflügel etc. Das ist aber aus gutem Grund weggelassen, weil es um die Gedichtatmosphäre und gewissermaßen eine "innere" Vorstellungslandschaft geht und nicht um die Dokumentation realen Geschehens.
2. Totalen
Bis zur ersten Totalen des Sets (und später dann auch immer wieder) funktioniert das Cinematographische des Films perfekt. Großartige Kameraeinstellungen bringen die Elemente des Sets zur Geltung und es ergibt sich der Eindruck eines weitläufigen und verwinkelten Friedhofes. Mit der ersten Gesamtsicht (kurz bevor diese Art Garagentor aufgeht) wird dieser Eindruck jedoch zerstört. Denn jetzt sieht man nicht nur, daß es sich doch bloß im Wesentlichen um eine quadratische Grundplatte handelt, sondern empfindet auch ihre Grenzen und ihre Situierung in einem anderen Raum (nämlich dem Zimmer, in dem sie aufgebaut ist). Auch die Kamerafahrten über das Set wirken eher wackelig und verdeutlichen, was man da eigentlich sieht: nämlich ein mit Lego gebautes Set, das versucht, genau das nicht zu sein. Mit den nahen Einstellungen, ihrem rhythmischen Wechsel und ihrer Komposition wird eine perfekte Illusion aufgebaut, mit den Totalen wird das wieder kaputtgemacht.
3. Figuren
Das ist jetzt persönlicher Geschmack, aber ich finde, daß die Figuren (wie Lego-Figuren wohl immer), eine immanente Komik haben und der Atmosphäre etwas zuwiderlaufen. Das gilt nicht so sehr für die Skelette als für die "Zombies". Dieser Eindruck hat sich für mich dann mit dem Abspann bestätigt, wo die einzelne Figuren mit Namen erschienen sind, was lustig ist, aber seltsam angesichts dessen, was Ihr doch mit dem Film versucht habt (und über den Witz zum Schluß haben ja schon andere geschrieben). Ich habe allerdings keine Ahnung, wie man das Figuren"problem" lösen könnte.